Leopardgecko-Pionier Hermann Seufer

Leopardgecko Wüste Steppe
Leopardgecko Habitat in Afghanistan. Foto: H. Seufer

Leopardgeckos in Afghanistan und im Terrarium. Leopardgeckohaltung gibt es in Deutschland nicht erst seit seit ein paar Jahren. Hermann Seufer pflegt bereits seit den 1960er Jahren Reptilien und hat Amphibien und Reptilien im natürlichen Lebensraum erforscht. Er verbrachte einige Zeit in Afghanistan und konnte dort viel über das Habitat der Leopardgeckos erfahren. Er ist Autor von zahlreichen Veröffentlichungen und Büchern zu Geckos. In dem absolut empfehlenswerten Buch „Die Lidgeckos“ findet sich auch ein großes Kapitel zu Leopardgeckos. Es ist mir eine Freude, dass er ein paar Fragen zu seiner ganz persönlichen Geschichte der Leopardgecko-Haltung beantwortet!

Leopardgecko  Afghanistan
Eublepharis macularius afghanicus Foto: Karsten

Karsten: Hallo Hermann, weißt Du in welchem Jahr Du zum ersten Mal Reptilien gepflegt hast? Kannst Du Dich noch an Dein erstes Leopardgecko-Terrarium erinnern und wie unterschied es sich von heutigen Haltungsformen?

 

Hermann: Ja, das weiß ich noch sehr genau. Im Jahre 1965 habe ich mir einen jungen Kaiman gekauft. Amphibien hatte ich schon früher gepflegt. Auch an mein erstes Leopardgecko-Terrarium kann ich mich noch gut erinnern. Ich habe es mir in Kabul, Afghanistan von einem Zimmermann bauen lassen. Es bestand aus einem Holzrahmen und bis auf die Rückwand waren alle Seiten mit Drahtgaze versehen. Im Jahre 1974 in Deutschland hatte ich dann einen ähnlichen Behälter, hier waren allerdings einige Seitenwände aus Glas und Gaze. Die Einrichtung war sehr spartanisch: Sand, Verstecke und Wasserschale. Beleuchtung mittels Glühlampen. Als Bodenheizung diente ein Heizkabel mit Bleimantel.

 

Karsten: Heute kann man die unterschiedlichsten Futtertiere in Zoogeschäften in jeder größeren Stadt kaufen oder über das Internet bestellen. Wie habt Ihr das damals gemacht?

 

Hermann: Wir konnten und mussten damals noch sehr viele Futtertiere selbst fangen. Die Blumenflora der Wiesen war noch nicht durch Überdüngung mit Gülle zerstört, so dass es noch viele Insekten gab. Im Winter habe ich auf schneebedeckten Wiesen nach Moospolster gesucht, diese ausgegraben und sie bei Zimmertemperatur erwärmt. Was an Insekten, Spinnen und Asseln usw. herauskam wurde an junge Geckos verfüttert. Mehlwürmer konnte man bereits kaufen. Relativ schnell wurden dann auch Grillen und Heimchen angeboten. Eine eigene Wachsmottenzucht ergänzte den Speiseplan der Tiere.


Hermann Seufer stellt sich vor:

"Ich habe mich schon sehr früh mit heimischen Amphibien und Reptilien befasst. Mit 4 Jahren habe ich in der Badehose die erste Erdkröte heim gebracht. Reptilien pflege ich seit 1965, in der Hauptsache Geckos und Schlangen, gelegentlich auch Molche, Ringelechsen und Skinke. Der Schwerpunkt lag dabei auf Tieren aus Europa, Nord-Afrika, Zentralasien und dem Nahen und Mittleren Osten.

Während 2 längeren beruflichen Aufenthalten in Afghanistan konnte ich intensiv die dortige Herpetofauna untersuchen und es gelang der Erstnachweis der seltenen Katzennatter Telecopus rhinopoma. Was mich auszeichnet ist meine Hartnäckigkeit, nicht sofort aufzugeben, wenn mal die Zucht eines Tieres nicht sofort gelingt."


Geckos Sad Steppe
Steppe statt Sandwüste. Hier leben Leopardgeckos Foto: H. Seufer

 

Karsten: Du hast Dich in Afghanistan mit Leopardgeckos beschäftigen können. Wie kam es dazu?

 

Hermann: Als Mitarbeiter des Deutschen Entwicklungsdienstes hatte ich die Gelegenheit 1972-1973 in Afghanistan zu arbeiten. 2003-2004 war ich beruflich nochmals in diesem Land. Beobachten konnte ich Leopardgeckos in Afghanistan leider nicht. Ich habe zwar fast alle bekannten Fundorte besucht, allerdings war dies wegen fehlender Fahrmöglichkeiten nur tagsüber möglich und 2003/2004 war es durch die Minen zu gefährlich zu suchen. Ich habe 1973 Tiere bekommen, die ein Afghane in der Umgebung der Stadt Metharlam, Prov. Laghman, Ost-Afghanistan gefangen hatte.

Auch Nutztiere wie Kühe und Schafe gibt es im Lebensraum. Foto: H. Seufer
Auch Nutztiere wie Kühe und Schafe gibt es im Lebensraum. Foto: H. Seufer

 

Karsten: Wie sehen die Leopardgecko-Habitate in Afghanistan aus?

 

Hermann: Die Habitate würde ich als flache Steppengebiete mit eingestreuten Kameldornbüschen beschreiben. Es gibt Steinhaufen, Felsinseln, Abbruchkanten, Risse im Boden und zahlreiche Löcher von Nagetieren im Boden. Hier finden sie zahlreiche Verstecke, in denen sie vor Fressfeinden und der Austrocknung geschützt sind. Sie wurden in Afghanistan auch schon als Kulturfolger gefunden.

 

Karsten: Wer seine Leopardgeckos langfristig beobachtet, entdeckt immer wieder neue Aspekte. Womit haben Dich Leopardgeckos in all den Jahren überrascht?

 

Hermann: Was mich an den Leopardgeckos fasziniert, ist einmal ihre Langlebigkeit. Ein Alter über 20 Jahre ist bei richtiger Pflege, kein Problem. Weiterhin fand und finde ich sie immer noch extrem schön und auch ihr interessantes Verhalten (schließen sich dem Pfleger an, legen Kotplätze an usw.) begeistert mich noch immer. Woran ich noch großes Interesse hätte, wäre mehr über die verschiedenen Standortvarianten, die es besonders in Pakistan gibt, zu erfahren. Die momentane Sicherheitslage in diesen Ländern hat dies bisher verhindert und wird dies auf Jahre hinaus leider auch noch tun.

 

Karsten: Vielen Dank für die wertvollen Informationen!


Entspricht das Habitat Euren Vorstellungen über den Lebensraum der Leopardgeckos?

 

Früher wurden Leopardgeckos anders gehalten als heute- trotzdem hat es sehr gut geklappt. Hat Euch an Hermann Seufers Antworten etwas überrascht?

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