5 Fragen an Professor Larry G. Talent
Es gibt bislang nur wenig Forschungsarbeiten warum Leopardgeckos überhaupt Bodengrund fressen.
Das Team des Biologen Prof. Talent hat aber mit einer Studie ein Puzzleteilchen hinzugefügt.
Herr Larry G. Talent ist Professor an der Oklahoma State University.
Karsten: Sehr geehrter Professor Talent, es ist eine Ehre, dass Sie sich bereit erklärt haben fünf Fragen zu Leopardgeckos zu beantworten! Sie haben zusammen mit Prof. Nelson Rich eine wissenschaftliche Veröffentlichung zum Thema Bodengrundaufnahme durch Leopardgeckos erstellt. Sie erforschten in wie weit das Fressen von Bodengrund ein Aufnahmeweg von Schadstoffen ist. Was vermuten Sie warum Leopardgeckos überhaupt Sand fressen?
Prof. Talent: Es ist unbekannt, warum Leopardgeckos Bodensubstrat aufnehmen. Aber es ist eine häufig formulierte Hypothese, dass die aufgenommene Erde eine zusätzliche Mineralienquelle ist.
Karsten: Als die Leopardgeckos in Ihren Laborversuchen den Bodengrund aufgenommen haben, wie oft haben sie durch den Sand Verstopfungen entwickelt?
Prof. Talent: Wir hatten in diesem Forschungsprojekt keine Probleme mit Verstopfungen durch Sand. In anderen Studien konnte ich das aber durchaus bereits beobachten.
Karsten: Was könnte der Grund für diese “Sand-Verstopfungen” sein?
Prof. Talent: Diese Verstopfungen können wegen unterschiedlichen Faktoren auftreten, aber ein schlechter Zustand des Verdauungssystems ist ganz sicher einer der Gründe. In meinem Labor entwickelten Leopardgeckos in schlechtem Gesundheitszustand gelegentlich Sand-Verstopfungen, selbst wenn sie unter guten Bedingungen gehalten wurden. Schlechte Haltungsbedingungen durch ungeeignete Ernährung, Temperaturen und Feuchtigkeitswerte, können zudem das Auftreten der Verstopfungen begünstigen.
Karsten: Welches Substrat verwenden Sie, wenn Sie keinen Sand benutzen?
Prof. Talent: Obwohl wir Sand als Substrat für einige Forschungsprojekte verwendet haben, nutzten wir Zeitungspapier für andere Studien-Projekte, sowie für unsere Zuchtgruppen und zur Aufzucht von Jungtieren.
Karsten: Würden Sie uns eine kurze Zusammenfassung Ihrer Studienergebnisse (Veröffentlicht in: Environmental Toxicology and Chemistry) geben?
(Wenn Dir das zu wissenschaftlich ist, überspringe diese Frage und scrolle weiter nach unten)
Prof. Talent: Es ist bekannt, dass Reptilien in freier Wildbahn regelmäßig Bodensubstrat fressen. Deshalb untersuchten wir, in wie weit Echsen auf diesem Weg auch Umweltgifte, wie beispielsweise Selen (Se), aufnehmen. Über einen Zeitraum von 28 Tagen erhielten verschiedene Leopardgecko-Gruppen (Eublepharis macularius) entweder selenhaltige Sandmischungen oder waren Bestandteil einer Kontrollgruppe. Insgesamt wurden 120 Leopardgecko-Jungtiere in der Studie beobachtet. 20 davon wurden der Kontrollgruppe zugeteilt, die restlichen wurden fünf Gruppen zugewiesen, die unterschiedliche Se-Anteile im Sand hatten, nämlich 0,05 (natürliche Konzentration); 0,46; 4,57; 11,41 und 22,83 mg Selen pro kg trockenen Sand.
Die Leopardgeckos nahmen die selenangereicherten Sandmischungen bereitwillig auf. Bei den Gruppen mit 11,41 und 22,83 mg SE/kg Sandmischungen kam es zu einer signifikanten Verlangsamung des Wachstums. Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten sich die empfindlichsten Auswirkungen bei der durchschnittlichen Massenzunahme, der durchschnittlichen täglichen Nahrungsaufnahme und der Stoffwechselleistung bei den Geckos, die in den Gruppen mit 4,57; 11,41 und 22,83 mg zugesetztem Selen pro kg trockenen Sand waren. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Fressen von mit Schadstoffen kontaminiertem Bodengrund ein wichtiger Aufnahmeweg von Umweltgiften sein kann und bei ökotoxologischen Studien und Risiko Analysen für Reptilien bedacht werden sollte.
Karsten: Vielen Dank für die Einblicke in Ihre Forschung!
Das Fressen von Bodensubstraten ist also ein ganz natürlicher Vorgang. Bei gesunden und gut gehaltenen Leopardgeckos ist die Wahrscheinlichkeit von Verstopfungen durch Aufnahme von Bodengrund sehr gering.
Daher sollte man auf folgende 4 Dinge achten:
- regelmäßige Untersuchung von Kotproben (Parasiten können das Verdauungssystem besiedeln und schwächen)
- insgesamt gute Haltungsbedingungen
- die Möglichkeit Mineralstoffe aktiv aufzunehmen
- weitgehend fest werdendes Sand-Lehmgemisch ohne Schadstoffe verwenden
Wie seht Ihr das? „Gönnt“ Ihr Euren Geckos ein naturnahes Substrat oder verwendet Ihr etwas anderes? Wie bietet Ihr Mineralstoffe an?
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