Teil 11 - Inkubation/Ausbrüten von Leopardgecko-Eiern

Die Inkubation (das Ausbrüten) von Leopardgecko-Eiern ist nicht kompliziert, wenn man weiß worauf es ankommt. Nachdem die Leopardgeckos die Eiablage in der Wet-Box hinter sich gebracht haben, muss man zunächst die Eier ausgraben. Man sollte dabei vorsichtig vorgehen – besonders empfindlich sind die Eier jedoch nicht. Auch wenn sie weichschalig sind, haben sie eine gut schützende ledrige Eischale.

Die Zucht von Geckos macht wirklich großen Spaß! Denke aber bitte daran, dass es schon viele Leopardgecko-Züchter gibt. Bevor du viele Eier ausbrütest, solltest du zunächst diese Artikel lesen.

Der Aufbau des Eis

Leopardgecko-Ei Keimscheibe befruchtet Inkubation ausbrüten
Deutlich kann man die Keimscheibe erkennen. Foto: Karsten

 

Während bei einem Vogelei der Dotter und die Keimscheibe in der Mitte des Eis gehalten werden, sind die Gecko-Eier anders aufgebaut. Einige Stunden nach der Eiablage, steigt die Keimscheibe zum höchsten Punkt des Eis und verbleibt dort. Hier wird sich der Embryo bilden und im Laufe der Inkubation heranwachsen. Die Keimscheibe kann man übrigens mit dem bloßen Auge sehen - wenn man das Ei mit einer Taschenlampe oder einem Handylicht durchleuchtet gelingt das sehr leicht.

Der wachsende Embryo wird von einer Art Gelkissen (dem Amnion) umhüllt und geschützt. Die Allantois ist für verschiedene Stoffwechselvorgänge verantwortlich. So nimmt sie über die Eischale Sauerstoff auf und führt sie dem Embryo zu. Sie dient aber auch als Reservoir für stickstoffhaltige Abbauprodukte. Der große Dotter stellt dem wachsenden Embryo alle benötigten Nährstoffe in Form von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten zur Verfügung. Damit der sich entwickelnde Leopardgecko versorgt werden kann, werden die Allantois und der Dotter mit einem Geflecht aus Blutgefäßen durchzogen. Dass sich ein Blutkreislauf entwickelt kann man sehen, wenn man das Ei nach einigen Wochen durchleuchtet. Durch das Blut schimmert das Ei rosa- An der Keimscheibe kann man bald einen wachsenden dunklen Punkt erkennen: den Embryo. In der Natur werden Eier nach der Eiablage nicht mehr bewegt. Deshalb gibt es auch kaum stützende Elemente im Ei. Man sollte die Eier nicht heftig erschüttern oder drehen- auch wenn es meistens nichts ausmacht, sollte man das Risiko von unnötigen Bewegungen vermeiden. Die Leopardgecko-Eier sind hierfür schlicht nicht ausgelegt.

Damit sich die Eier gut entwickeln können, sind die Temperatur und Luftfeuchte elementar wichtig.

Bruja Flächenbrüter Heizkabel Thermofühler
Das Heizkabel und der Thermofühler eines Flächenbrüters. Foto: Karsten

Um bei den Leopardgecko-Eiern für geeignete Temperaturen zu sorgen, haben sich Brutmaschinen (sogenannte Inkubatoren) bewährt. Man unterscheidet prinzipiell zwei Typen. Der Flächenbrüter gibt über ein Heizelement kontinuierlich Wärme in die Brutmaschine. Je näher die Eier an dem Heizelement (meistens ein Heizkabel) liegen, desto wärmer ist es. Manche Brutmaschinenmodelle haben einen Thermofühler, den man auf Höhe der Eier einstellen kann. Er misst dann die Temperatur auf Höhe des Eis und hält sie stabil. Prinzipiell sollte man aber mit einem Thermometer die Temperaturen dauerhaft überprüfen. Den Thermofühler lege ich neben die Eier und habe so eine genaue Temperaturkontrolle und kann die Wärme optimal einstellen. Ich verwende hierfür Labor-Thermometer, bei denen ich Minimum- und Maximum-Werte einstellen kann. Sollten die Temperaturen durch eine Störung des Inkubators nicht mehr ideal sein, warnen die Geräte durch einen Alarmton. Natürlich funktionieren aber auch die einfacheren Thermometer, mit denen man zum Teil auch die Luftfeuchte gleich mitmessen kann. Mittlerweile finden auch Netzwerk-Thermometer Verwendung – so kann man über das Handy die Temperaturen überprüfen. Durch den einfachen Aufbau der Flächenbrüter sind sie jedoch wenig anfällig für Störungen und können oft über viele Jahre verwendet werden. Neben den Flächenbrütern werden oft auch Motorbrüter genutzt und bringen sehr gute Ergebnisse. Bei diesem System verteilen kleine Ventilatoren die Wärme gleichmäßig im Inkubator. Gerade bei den kleineren Modellen kann es trotzdem dazu kommen, dass auf unterschiedlichen Höhen im Inkubator andere Temperaturen vorherrschen. Man muss also regelmäßig mit Thermometern auf die Inkubationsbedingungen in den jeweiligen Brutboxen achten.

Der Einfluss der Temperatur auf das Geschlecht der Leopardgeckos

Im Gegensatz zu den Säugetieren wird bei vielen Reptilien das Geschlecht der Tiere nicht ausschließlich genetisch festgelegt, sondern wird von der Inkubationstemperatur beeinflusst. Wenn man die Eier der Leopardgeckos bei 26°C ausbrütet, schlüpfen fast ausschließlich Weibchen. Bei 32°C bekommt man fast nur Männchen. Auch die Inkubationsdauer ist abhängig von der Temperatur - je wärmer die Eier bebrütet werden, desto schneller schlüpfen die Jungtiere.  Bei Temperaturen um die 32°C können die Geckos bereits nach 40 Tagen schlüpfen- bei den kühleren Temperaturen geht es fast doppelt so lang. Andauernde Temperaturen unter 23°C oder über 35°C vertragen die Embryonen übrigens nicht und sterben dann ab.

Die Feuchtigkeit bei der Inkubation

Leopardgecko Inkubation vermiculite ausbrüten Wasser verhältnis
Die richtige Feuchtigkeit ist wichtig für das Ei!

Wie bei allen weichschaligen Eiern, so ist auch bei Leopardgeckos die Feuchtigkeit wichtig für die erfolgreiche Ei-Entwicklung. Wenn die Eier in einem zu trockenen Umfeld liegen, verlieren sie viel Flüssigkeit und fallen ein. Ist es zu feucht, kann der Druck im Ei zu hoch ansteigen und der Embryo stirbt ab. Deshalb ist es wichtig auf  Am häufigsten werden für die Inkubation Vermiculite oder Perlite als Brutsubstrate verwenden. Es gibt sie  in unterschiedlichen Größen und die Mischverhältnisse des Wassers zum Brutsubstrat sollten daher nur als Richtwerte verstanden werden. Man liegt aber fast immer richtig, wenn man das Verhältnis 1:1 mischt, also etwa 50 gr Perlite auf 50 gr Wasser. Wenn man sieht, dass die Eier leicht einfallen, kann man etwas Wasser hinzufügen und die Eier werden sich schnell wieder erholen.  Wem ein Hygrometer zur Verfügung steht, der kann die Luftfeuchte am Ei messen. 90-95% sind ein guter Richtwert. Wer sich hier unsicher ist (oder einfach keine Lust auf die Mischerei hat), kann auch fertig gemischte Brutsubstrate verwenden, die ebenfalls tolle Ergebnisse bringen. Um einen guten Gasaustausch zu gewährleisten, habe ich die Eier früher in gut belüfteten Boxen ausgebrütet. Bei diesen ist es jedoch schwierig die Luftfeuchtigkeit dauerhaft zu halten und ich musste das Substrat immer wieder nachfeuchten. Seit einigen Jahren verwende ich daher nur noch dicht schließende Boxen. Ich öffne diese alle paar Tage um die Eier zu kontrollieren. Der hierbei stattfindende Gasaustausch ist ausreichend und die Luftfeuchtigkeit bleibt stabil.

Leopardgecko im Ei Inkubation Schlupf
Zum Ende der Inkubation wird es ganz schön eng im Ei! Bei diesem kurz vor dem Schlupf verstorbenen Jungtier wurden der obere Teil der Schale mit einer Schere entfernt. Foto: Karsten

Der Schlupf

Eizahn Leopardgecko Schlupf Inkubation
Die Geckos nutzen Eizähne zum Schlupf. Foto: Karsten

Wenn bei der Inkubation alles geklappt hat, schlüpfen die jungen Leopardgeckos nach rund zwei Monaten (abhängig von den Bruttemperaturen). Mit den sogenannten Eizähnen ritzen die Leopardgeckos die Eier von innen auf. So schaffen sich die Geckos nach und nach eine Öffnung, durch den sie ihren Kopf stecken können. Der Schlupf ist anstrengend und die Geckos machen hierbei immer wieder längere Pausen. Sie benötigen die Zeit auch, damit sie auf Lungenatmung umstellen können. Während dieser Zeit darf man die Leopardgeckos nicht stören. Wenn sie das Ei vollständig verlassen haben und die Bauchdecke geschlossen ist, kann man sie in ihre Aufzucht-Terrarien umziehen lassen.

Leopardgecko schlüpft
Gleich ist es geschafft! Foto: Karsten